Der Echo 2001 hallt bis an die Weser
Der Bremer Grafikdesigner Friedel Muders entwarf den preisgekrönten Internet-Auftritt der Band Guano Apes
Westernhagen,
Pur, Helge Schneider und die Fantastischen Vier die Kandidatenliste
war hochkarätig und prominent besetzt. Zum ersten Mal in der zehnjährigen
Geschichte des von der Deutschen Phono-Akademie verliehenen Musikpreises
"Echo" wurden in diesem Jahr Auszeichnungen für die besten
Online-Auftritte von Künstlern vergeben. Dass der Preis
wie zuvor bereits der "Comet" des Musiksenders Viva
bei den eher Insidern bekannten Guano Apes landete, hat die Göttinger
Band in erster Linie ihrem Webmaster zu verdanken: Friedel Muders aus
Bremen.
Muders ist seit mehr als 20 Jahren im Musikgeschäft tätig.
Er gilt als eine der Ikonen der von den großen Konzernen unabhängigen
Musikszene. Als Gründungsmitglied baute er "Schneeball", den ersten Independent-Schallplattenvertrieb in Deutschland, mit auf.
Von Hause aus Grafikdesigner, machte er sich seit 1978 einen
Namen durch die Gestaltung von Plakaten, Anzeigenkampagnen und Cover-Motiven.
Die Entwicklung der Computer-Technologie kam ihm dabei sehr zugute.
"Als wir 1990 unser erstes Farbcover ausdruckten, brauchte der
Belichter für die Filme mit vollkommen schlechten Farben noch acht
Stunden", erinnert er sich. Heute dagegen hält er den kompletten
Farbsatz bereits nach 20 Minuten in Händen.
1985 gründete Muders in Bremen seine eigene Plattenfirma Fuego. Unter anderem veröffentlichten hier Gruppen wie "M.
Walking on the Water" und "Maria Perzil" ihre
ersten Alben. Das Label besaß bei Szenekennern einen exzellenten
Ruf, doch wirtschaftlichen Erfolg garantierte das nicht. So reduzierte
Muders sein Engagement für Fuego in den neunziger Jahren immer
mehr. 1995 verschwand das kleine Label schließlich ganz in der
Versenkung.
"Ich musste meine Prioritäten anders setzen", erinnert
sich der heute 48-Jährige. Er begann mit Video am Computer zu experimentieren,
entwarf erste Konzepte für das Design von Internet-Seiten und DVDs.
Seit 1999 bildet Multimedia einer der Schwerpunkte von Muders'
kreativer Arbeit. So stammt die Homepage der Plattenfirma Jive-Records ebenso aus seinem Apple-Rechner, wie der Netzauftritt von Stars wie Britney Spears und R. Kelly. "Je mehr der Anspruch
wächst, um so komplexer ist das Thema", erläutert er.
Mit dem Internet habe man schließlich ein "komplettes Multimediatool
mit Animationen, Sound, Interaktion, Video etc." zur Verfügung.
Aber nicht immer arbeitet die Technik so, wie der Mensch sich das wünscht.
"Die Software ist schwierig, fehlende Kompatibilität zwischen
den Programmen sorgt häufig für Unklarheiten." Als Folge
warten dann lange, arbeitsreiche Nächte. Gerade für die jetzt
prämierten Guano Apes habe er neben allen anderen Tätigkeiten
immer wieder neu recherchiert, gescannt, geschrieben und programmiert.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: 4,6 Millionen Seitenaufrufe wurden im Jahr 2000 verzeichnet. "Von allen Seiten, die ich kenne,
ist es die mit den meisten Inhaltsseiten und den meisten Fotos",
freut sich der Webmaster und wird dann grundsätzlich: "Ich
finde, dass die Fans es verdient haben, so viel Informationen, wie man
beschaffen kann, auf einer Künstlerseite zu finden." Das sei
stets seine Philosophie gewesen. "Sicher bin ich oft beeindruckt
von einigen Flashanimationen. Wenn es der Information oder Kunst dient,
bin ich der letzte, der sich dagegen wehrt. Aber vorrangig müssen
die Inhalte stimmen."
DIE
WELT 19.3.2001
Autor: Claus Spitzer-Ewersman